Geschichte unserer Gemeinde

Friedhofskirche, in welcher die Gemeinde in den Jahren 1946-47 Gottesdienste abhielt. Für die im Raum Augsburg lebenden russischen Emigranten wurden seit Anfang der 30er Jahre Gottesdienste mit Sicherheit zu Ostern zelebriert. Zu diesen Gottesdiensten reiste ein Geistlicher aus Berlin an. Aus einem Bericht der "Neuen Augsburger Zeitung" vom 14. April 1936 erfährt man, dass nach zweijähriger Pause erstmals 1936 wieder ein Ostergottesdienst von Erzpriester Ioann Sokolov aus Berlin zelebriert. Dieser Gottesdienst fand in der Goldschmied-Kapelle statt, die der Gemeinde zur Verfügung gestellt worden war. Seit dieser Zeit wurden zumindest die Ostergottesdienste in Augsburg jedes Jahr gefeiert, wie aus der Lokalpresse zu erfahren ist. Die Gemeinde wird in der Verfassung der Diözese vom Jahre 1935 nicht erwähnt, dies deutet darauf hin, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch keine organisierte Form hatte. Andererseits wird in der Presse berichtet, dass sich um die Belange der Gemeinde der "Gemeindeälteste" Herr ?. K. Kononoff kümmere.

Die Gemeinde musste sich jeweils um einen Raum für ihre Gottesdienste bemühen. Zu Ostern 1938 erhielt sie z.B. einen Raum von der evangelischen Gemeinde der Heilig-Kreuz-Kirche. Über den Ostergottesdienst berichtete die "Augsburger National Zeitung" am 25. April 1938. Der Gottesdienst wurde von Vater Ioann aus Berlin zelebriert, der in seiner Predigt auch auf die Unterdrückung der Kirche und die Verfolgung der Gläubigen in der Heimat hinwies. Er habe dabei die Hoffnung geäußert, dass der "Tag nicht mehr fern ist, wo wir vereint den Ruf 'Christus ist erstanden' in unsere jetzt noch unterdrückte Heimat rufen dürfen".

Zum Osterfest 1939 versandte Kononoff eine Einladung an "alle russischen Landsleute und Gönner" in Augsburg und Schwaben. Es heißt in dem Rundschreiben: "Das russische Osterfest ist am 9.April. Es soll durch einen Gottesdienst feierlich begangen werden."

Seit Ende 1938 bemühte sich Kononoff um einen eigenen Raum für Gottesdienste. Vermutlich hatten seine Bemühungen auch Aussicht auf Erfolg, denn er sprach sich bereits im Februar 1939 in einem Schreiben an Erzbischof Serafim dafür aus, in Augsburg eine ständige Kirche zu errichten, um regelmäßig Gottesdienste in der Stadt zelebrieren zu können. Außerdem schlug er in seinem Brief vor, einen Priester für die Gemeinden in Bayern zu ernennen.

Seit der Weihe von Vater Andrej Lovcij (der spätere Erzbischof Alexander) im Jahre 1937 wurden dann etwa einmal im Monat Gottesdienste in Augsburg zelebriert. Die Augsburger Gemeinde gehörte zu den gottesdienstlichen "Punkten" in Bayern, die auf der Diözesanversammlung im Jahre 1942 von Metropolit Serafim in seinem Rechenschaftsbericht erwähnt wurden. Bei diesen Punkten handelte es sich um Gemeinden, die zwar regelmäßig Gottesdienste abhielten, aber über keinen eigenen Gottesdienstraum verfügten.

Ausschmückung an Ostern. Nach Kriegsausbruch stieg die Zahl der Gemeindemitglieder auf etwa 200 Personen, da russische Emigranten aus dem besetzten Frankreich und Belgien als Fremdarbeiter nach Augsburg kamen. Vermutlich als Folge dieses Zustroms erhielt Vater Andrej nun die Möglichkeit, die Gottesdienste wieder in der Goldschmied-Kapelle zu zelebrieren. Die Kapelle gehörte zur evangelischen St. Anna-Kirche und war der russischen Gemeinde vom evangelischen Dekan zur gottesdienstlichen Nutzung überlassen worden. In einem Situationsbericht, den Vater Andrej 1941 über die Gemeinde verfasste, hieß es, dass ein Teil der Emigranten seit fast 20 Jahren in Augsburg wohnt. Die Mehrheit von ihnen lebe außerhalb der Stadt und arbeite in den Fabriken des Landkreises. Die Emigranten seien meist Inhaber von "Nansen-Pässen".

Seit 1942 besuchten die Gottesdienste der Gemeinde auch zahlreiche Ostarbeiter, darunter viele Ukrainer. Aus ihren Reihen war ein Mädchenchor gegründet worden, von dem es hieß, dass "er so schön sang, wie man es seit Jahren nicht mehr gehört habe".

Nach der Kapitulation im Jahre 1945 reorganisierte sich die Gemeinde unter der Leitung von Erzpriester Boris Boriskevic recht schnell. Er teilte in einem Brief vom September 1945 Metropolit Serafim mit, dass zur Gemeinde etwa 200 Personen gehören, außer Russen auch Rumänen, Polen, Litauer, Letten und Esten. Die Gemeindeverwaltung kümmere sich nicht nur um religiöse Belange, sondern auch um soziale und karitative Aufgaben. Die Mitglieder der Gemeinde lebten in und außerhalb von Augsburg. Die große Mehrheit lebe im Flüchtlingslager Haunstetten. Die Gemeinde erhalte von der amerikanischen Militärverwaltung und dem Flüchtlingskomitee der Vereinten Nationen, der UNRA, finanzielle Unterstützung. Das wichtigste Anliegen der Gemeinde sei zur Zeit die Suche nach geeigneten Räumen, da man gemeindeeigene Handwerksbetriebe gründen wolle. Besonders dringend sei die Gründung einer Schuhmachewerkstatt.

Priester Nikolaj Artemoff zelebriert Göttliche Liturgie Metropolit Serafim besuchte die Gemeinde erstmals zum Patronatsfest im November 1945. In den folgenden Jahren kam er regelmäßig nach Augsburg, wo er nun mehrmals im Jahr zelebrierte.

Bereits im Herbst 1945 erhielt die Gemeinde in der Gänsbühlstraße 204 Räume: der Priester erhielt ein Zimmer als Wohnung, in den übrigen Räumen wurden die Bücherei, die Gemeindeverwaltung und eine Hauskirche errichtet. In der kleinen Hauskirche wurde in den ersten Nachkriegsjahren aber nur in den Wintermonaten Gottesdienste zelebriert, während in den Sommermonaten die Gottesdienste in der katholischen Galluskirche am Gallusplatz stattfanden. Die Galluskirche stand der Gemeinde bis 1954 zur Verfügung, dann wurde der Vertrag gekündigt, da die Kirche renoviert werden musste.

Zunächst konnte die Gemeinde zwei Jahre, 1954-1956, als Ausweichquartier einen Raum der evangelischen Max-Kirche als Gottesdienstraum nutzen, dann in den Jahren 1956-1968 einen Raum in der ehemaligen Synagoge in der Ulmerstraße und schließlich wieder die Galluskirche.

Das liturgische Gerät, Gewänder wie auch Ikonen wurden aber in der Gemeindeverwaltung am Gänsbühl aufbewahrt, da die Galluskirche bis 1954 nur für die Gottesdienste zur Verfügung stand und danach immer geräumt werden musste.

Gottesdienst in einer ehemaligen Synagoge in der Ulmer Straße. Erzbischof Alexander segnet das Volk.

Durch weitere Flüchtlinge, die seit Herbst 1945 im Raum Augsburg angesiedelt wurden, wuchs die Gemeinde in kurzer Zeit auf 400 registrierte Personen. Dies deutet darauf hin, dass mindestens 1000 Personen zur Gemeinde gehörten. Auf der ersten Gemeinderatssitzung im Oktober 1945 wurde ein Gemeinderat gewählt, Kirchenältester wurde Graf Musin-Puschkin.

Bereits zu dieser Zeit gab es eine gemeindeeigene Bibliothek mit "mehreren hundert Exemplaren". Seit April 1946 wurden Bücher gegen eine Gebühr ausgeliehen, von den Einnahmen wurden Neuanschaffungen bezahlt. Im Juli 1947 wurde die Bibliothek um eine Musiksammlung erweitert. Ziel dieser Spezialabteilung war es, Noten und Ausgaben zur Kirchenmusik zu sammeln, die reproduziert werden sollten, um die Gemeinden der Diözese mit den dringend benötigten Noten und Texten zu versorgen. Insgesamt verfügte die Bibliothek im Jahre 1948 über 1000 Bände, hinzu kam eine umfangreiche Zeitschriftensammlung. Außer der Bibliothek gab es seit Anfang 1946 auch eine kleine Druckerei in der Gemeinde. Hier wurde nun auch das offizielle Mitteilungsorgan der Diözese, die "Rasporjazenie", bis zum Jahre 1951 gedruckt. Diese erreichte schließlich eine Auflage von 3200 Exemplaren. Außerdem wurde in der Druckerei missionarisches und katechetisches Schrifttum verlegt, das Auflagen bis zu 12 000 Exemplare erreichte, von denen die Masse nach Übersee verschickt wurde. In der Druckerei erschien übrigens auch eine Neuauflage der "Gemeindestatuten", für die sehr große Nachfrage bestand.

In den gemeindeeigenen Handwerksbetrieben wurde Kirchengerät aus einfachstem Material (meist mit Goldbronze angestrichenes Blech) hergestellt, um den größten Bedarf an Kirchengerät - Lampaden, Kreuze und siebenarmige Altarleuchter - zu decken.

Vom März 1947 liegt ein ausführliches Gemeindeverzeichnis vor: insgesamt waren 451 Personen als Mitglieder der Gemeinde registriert, hinzu kamen noch 58 Kinder. Das Durchschnittsalter lag zwischen 40 und 50 Jahren. Als Berufsbezeichnungen hatten 31 Personen Buchhalter, 29 Landwirt, 24 Schneider, 22 Lehrer, 21 Elektro- und Installateurberufe und 16 Schuster angegeben. Doch befanden sich auch zahlreiche akademische und künstlerische Berufe darunter, wie 12 Ärzte, 12 Diplomingenieure, 9 Schauspieler, 4 Balletttänzer, 2 Filmregisseure und andere. Bis Februar 1948 wuchs die Zahl der registrierten Mitglieder auf 600 Personen an, von denen 150 bis 200 regelmäßig die Gottesdienste besuchten. Im Jahre 1950 waren noch 428 Personen registriert, von denen 210 in Augsburg lebten. Die Gemeindeversammlung im Mai 1950 beschloss angesichts der schlechten finanziellen Lage, künftig von jedem Mitglied einen monatlichen Mindestbeitrag von 50 Pfg. zu erheben.

Aufgrund der zentralen Lage wurde Augsburg durch Ukas des Metropoliten Anastasij vom 17. Juli 1947 zum Dekanatssitz für Schwaben bestimmt. Im Dekanat gab es 7 Gemeinden. Außerdem war der Gemeindepriester gleichzeitig für die Kranken- und Gefangenenseelsorge, sowie die Friedhofbetreuung zuständig. Aus einer Statistik geht hervor, dass sich in seinem Amtsbereich 160 Kriegsgräber aus dem I. Weltkrieg und 80 Gräber aus der Zeit zwischen den Weltkriegen befanden. Mit der Dekanatsverwaltung waren gleichzeitig alle kirchlichen Angelegenheiten, wie die Führung der Matrikelbücher, soziale und karitative Aufgaben – z.B. Arbeitsbeschaffung, Hilfsgüterverteilung, Auswanderung, etc. - verbunden.

Infolge der Auswanderung ging die Zahl der Mitglieder der Gemeinde bis 1952 auf 150 zurück. Von diesen waren aber nur noch zwischen 70 und 80 Personen in der Lage, regelmäßig Beiträge an die Gemeinde abzuführen. Die materielle Lage der übrigen Kirchenbesucher war derart schwierig, dass sie sich außerstande sahen, einen Mitgliedsbeitrag zu entrichten. Etwa 50 Alte, Kranke und Bedürftige, sowie 30 Kinder aus kinderreichen Familien erhielten regelmäßig materielle Unterstützung. Die Zahl der Kirchenbesucher war aber wesentlich größer, da außer den 111 Personen, die in Augsburg lebten, die Gottesdienste auch von Gläubigen aus den umliegenden Ortschaften besucht wurden. Besonders groß war die Zahl der Gläubigen, die in Bobingen lebten. Für sie war sogar ein eigener Bevollmächtigter ernannt worden, der die "Interessen der russischen Familien gegenüber den Behörden" wahrnehmen sollte.

Die finanzielle Lage der Gemeinde hatte sich infolge der Auswanderung sehr verschlechtert, da vor allem Ältere und Kranke zurückblieben. So wandte sich der Gemeindeälteste in den 60er Jahren zu Ostern und Weihnachten regelmäßig an die Stadtverwaltung und Augsburger Firmen, in denen russische Fremdarbeiter während des Krieges gearbeitet hatten, und bat um finanzielle Unterstützung für bedürftige Gemeindemitglieder. Die Zahl der Hilfsbedürftigen lag bei 25 bis 30 Personen, hinzu kamen noch ca. 20 Kinder, für die Unterstützung beantragt wurde. Diese Aufrufe stießen immer auf viel Verständnis: außer finanzieller Unterstützung gingen auch viele Sachspenden ein. Von der Stadt erhielt die Gemeinde seit Ende der 50er Jahre einen Mietzuschuss für die Räume in der Ulmer Straße. Der erste Kirchenälteste, Graf Musin-Puschkin, war Anfang 1947 in die USA emigriert, sein Nachfolger wurde V. M. Kamenskij. Er war im Sommer 1945 nach Augsburg gekommen und gehörte zum Redaktionskomitee der "Rasporjazenie". Vor seiner Evakuierung war er Sekretär der Diözesanverwaltung in Kovno gewesen. Doch auch Kamenskij wanderte wenig später nach Übersee aus. Sein Nachfolger wurde bis zDie Aufnahmen stammen von einem Gottesdienst, anläßlich eines Besuches der Gottesmutterikone von Kursk.um Jahre 1957 erneut A. Kononoff, der schon in den 30er Jahren dieses Amt wahrgenommen hatte. Seine Nachfolger wurden V.A. Richter, L. Grünberg und M. I. Madorny, der dieses Amt seit mehr als 20 Jahren ausübte.

Das Gebäude in der Gänsbühlstr. 20, in dem sich die Winterkirche und die Gemeindeverwaltung seit Kriegsende befanden, wurde im Jahre 1956 im Wege einer Stadtsanierung abgerissen. Die Gemeinde musste das Gebäude aber schon im Jahre 1954 räumen. Die Verhandlungen über neue Räumlichkeiten für die Kirche zogen sich bis Sommer 1956 hin. Da die katholische Galluskirche gleichzeitig renoviert wurde, verlor die Gemeinde auch diesen Gottesdienstraum. Mit Unterstützung städtischer Stellen erhielt sie dann von der evangelischen Kirche den schon erwähnten Raum bei der Max-Kirche, den sie bis Herbst 1956 benutzte, dann bezog sie die Räume in der ehemaligen Synagoge in der Ulmerstr. 228. Die Räume befanden sich in "einem unglaublichen Zustand" und mussten grundlegend renoviert werden, da sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden waren.

Der erste Gottesdienst fand noch im Dezember 1956 statt. Doch dauerte es noch weitere 8 Monate, bis die neue Kirche fertiggestellt werden konnte. Zur Weihe der Kirche kam Erzbischof Alexander im September 1957 mit vier Geistlichen nach Augsburg. Materielle Unterstützung hatte die Gemeinde zum Ausbau ihrer neuen Kirche von der Stadt, der evangelischen Kirche und den amerikanischen Streitkräften erhalten, da sich unter den Angehörigen der US- Streitkräfte mehrere orthodoxe Familien befanden, die vom Priester der Augsburger Gemeinde mitbetreut wurden. Gottesdienste fanden zu dieser Zeit an allen Sonn- und Feiertagen statt. Auch Erzbischof Alexander zelebrierte mehrmals im Jahr Gottesdienste in Augsburg. Die Gemeindeschule war inzwischen geschlossen worden, da die wenigen verbliebenen Kinder die Aufrechterhaltung nicht mehr rechtfertigten. Die Bestände der Bibliothek waren der Diözese übergeben worden, da die Gemeinde nach ihrem Umzug über keinen geeigneten Raum für die Bibliothek mehr verfügte.

Im Jahre 1968 drohte der Gemeinde erneut der Verlust der Kirche, da das Gebäude in der Ulmer Straße abgerissen werden sollte. Erneut begann die Suche nach einem Ausweichquartier. Mit Hilfe der katholischen Diözese Augsburg war aber in kurzer Zeit eine neue Bleibe gefunden: die Diözese erklärte sich bereit, der russischen Gemeinde die inzwischen renovierte Galluskirche erneut zu überlassen, dieses Mal sogar als Dauerbleibe. Dieses großzügige Angebot stieß in der Augsburger Öffentlichkeit nicht auf allgemeine Zustimmung, da die Galluskirche von besonderer kirchenhistorischer Bedeutung ist: die kleine Kirche stammt aus dem Jahre 1589. Der ursprüngliche Bau war im Jahre 1051 von Papst Leo IX. in Anwesenheit Kaiser Heinrichs III. geweiht worden. In der Kirche ruhen die Gebeine der Äbtissin Ellen, der Schwester des Bistumspatrons St. Ullrich. Aufgrund dieser besonderen Bedeutung im Leben der Diözese Augsburg hat sich die katholische Kirche das Recht vorbehalten, einmal im Jahr, am Patronatstag des Hl. Gallus, eine Messe in der Kirche zu zelebrieren. Laut Vertrag muss dann die Ikonostase aus der Kirche entfernt werden.

Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wurde die Kirche im Sommer 1968 wieder geweiht. Damit erhielt die russische Gemeinde Augsburgs nun eine endgültige und würdige Bleibe.

Die Gemeinde verfügte seit 1945 über einen ständigen Priester. In den ersten Nachkriegsjahren wechselten die Geistlichen recht oft, da viele von ihnen auswanderten. Von 1949 bis zum Jahre 1954 betreute die Gemeinde dann Erzpriester Avksentij Rudikov, sein Nachfolger wurde für nur drei Monate Priester Chariton Dorogin, ihm folgte noch im Jahre 1954 Erzpriester Alexander Kuzmin, der die Gemeinde bis zum Jahre 1961 betreute, dem Jahr seines Todes. Außerdem war Vater Alexander für die Kirche in die Gemeinde in Stettenhofen bei Augsburg zuständig, wo sich seit 1954 wieder eine Kirche befand. Nachfolger von Vater Alexander wurde Archimandrit Panteleimon (Rogov) aus München, ihm folgten Priester Benedikt Bojan (1956-1968) und Erzpriester German Kutsch (1968-1972. Dann übernahm wieder Vater Benedikt Bojan bis zu seinem Tod im Jahre 1980 die Seelsorge in Augsburg. Seitdem wurden die Gläubigen von Geistlichen aus München betreut: von Erzpriester Alexander Nelin und den Priestern Anastasij Drehkopf und Nikolaj Artemoff.

Nach Beendigung der Restaurierungsarbeiten im Sommer 1968 wurde die Kirche von neuem geweiht. Im Weiteren bis zum Ende der 90iger Jahre fanden die Gottesdienste ununterbrochen in der Galluskirche statt, obwohl sich die Menge der Pfarrangehörigen schnell verkleinerte. Dafür gab es unterschiedliche Gründe: die Emigration in andere Länder, die Verringerung der Anzahl der „alten“ russischen Emigranten in Deutschland. Schon im Jahr 1994 zählte man nicht mehr als 10-15 Personen.

Weil es im Winter in der Galluskirche sehr kalt war, mietete die Gemeinde einen Raum im Kolpinghaus, um die Gottesdienste abzuhalten. In den folgenden Jahren war man wegen der Restaurierung der katholischen Galluskirche gezwungen, diese Räumlichkeit zu verlassen. Nach langwierigen Verhandlungen ergab sich die Möglichkeit die Antonius-Kapelle, die geräumiger war als die Galluskirche, gemeinsam mit der rumänisch-orthodoxen Kirche zu nutzen.

Die Zeit des Umzugs in die neue Kirche fiel mit dem Zustrom neuer Emigranten aus Russland, aus der Ukraine, aus Kasachstan und weiteren Ländern zusammen. Die Gemeinde begann sehr schnell zu wachsen. Auch die Zahl der Kinder, die den Religionsunterricht besuchten, stieg. Wegen der großen Anzahl an Kindern verschiedener Altersstufen wurden sie in Klassen aufgeteilt. Zeitweilig stellte die Stadt einen Ort im Zeughaus zur Durchführung von Lehrveranstaltungen einschließlich Religionsunterricht zu Verfügung. Man begann mit den Kindern verschiedene begleitende Veranstaltungen zur Förderung der russischen Sprache und Grammatik, zur weihnachtlichen Jolka und zur Osternacht durchzuführen.

In dieser Zeit besuchten geistliche Persönlichkeiten aus Russland die Gemeinde und hielten Vorträge. Im Mai des Jahres 2001 fand eine bischöfliche Göttliche Liturgie statt – ihr stand Vladyka Agapit vor, der Bischof von Stuttgart. Dies war nach seiner Weihe zum Bischof seine erste Liturgie außerhalb Münchens. Zum Patronatsfest im Jahre 2009 reiste Erzbischof Mark von Berlin und Deutschland an.

Im Jahr 2009 zählt die Gemeinde schon mehr als 150 Mitglieder und die Antonius-Kapelle wird eng für die Durchführung der Gottesdienste.